Abstrakt
Cytisin, ein natürliches Pflanzenalkaloid, wird in Mittel- und Osteuropa seit über 40 Jahren zur klinischen Behandlung der Raucherentwöhnung vermarktet. Trotz der Tatsache, dass Cytisin von Millionen von Rauchern verwendet wurde, wurden seine Eigenschaften in der wissenschaftlichen Literatur in englischer Sprache nicht überprüft, und die derzeit vorliegenden klinischen Studien zu seiner Wirksamkeit und Sicherheit reichen nicht aus, um eine Zulassung nach modernen Standards zu rechtfertigen. Das Verständnis des Wirkungsmechanismus von Cytisin als Hilfe zur Raucherentwöhnung bietet eine notwendige Grundlage für die Durchführung klinischer Studien, um seine Wirksamkeit als optimale Antirauchtherapie zu bestätigen. Im Folgenden präsentieren wir einen Überblick über den aktuellen Wissensstand über die Pharmakokinetik, Pharmakodynamik, Toxizität, therapeutische Wirksamkeit und Sicherheit von Cytisin und über seine Derivate, die sich in der Entwicklung befinden. Jüngste pharmakologische Forschungen haben gezeigt, dass das Medikament ein schwach wirksamer partieller Agonist der alpha4beta2-nikotinischen Acetylcholinrezeptoren ist, von denen angenommen wird, dass sie für die Wirkung von Nikotin (NIC) auf den Belohnungsweg von zentraler Bedeutung sind. Das Medikament reduziert die Auswirkungen von NIC auf die Dopaminfreisetzung im mesolimbischen System, wenn es allein verabreicht wird, während gleichzeitig die NIC-Entzugssymptome abgeschwächt werden, die mit den Beendigungsversuchen einhergehen. Klinische Studien zu Cytisin als Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung haben gezeigt, dass das Medikament wirksam und sicher ist. Unsere jüngste unkontrollierte Studie hat gezeigt, dass eine 12-monatige Kohlenmonoxid-verifizierte kontinuierliche Abstinenzrate nach einer Standardbehandlung mit Cytisin mit minimaler Verhaltensunterstützung ähnlich der nach einer Behandlung mit NIC-Ersatztherapie beobachteten ist (13,8%; N = 436). Da Cytisin ein wünschenswertes pharmakologisches Profil aufweist, das es zu einem attraktiven Medikament zur Raucherentwöhnung macht, sollte es in randomisierte klinische Studien überführt werden. Allerdings sind detailliertere präklinische Studien zur Pharmakokinetik und zum Sicherheitsprofil erforderlich.